Rote Liste – aktuell 2020 Säugetiere
Nach dem aktuellen Stand aus der “Rote Liste und Gesamtartenliste der Säugetiere (Mammalia)” von 2020 des BfN befinden sich 117 wild lebende Taxa in der Gesamtartenliste der Säugetiere der Bundesrepublik Deutschland. Damit werden ungefähr 44,6% der in Europa angegebenen Säugetiertaxa abgedeckt. 107 der davon gelisteten Säugetiere sind etabliert, 97 wurden bewertet und 49 Taxa befinden sich auf der Roten Liste. Somit sind fast 42% der gelisteten Säugetiere mit einer Warnstufe wie „extrem selten“, „stark gefährdet“, „vom Aussterben bedroht“, oder mit V für „Vorwarnliste“ markiert.
Im EU-weiten Vergleich gehört Deutschland zu den fünf Ländern mit der größten Anzahl an Säugetieren. Für 16 Arten trägt die Bundesrepublik Deutschland eine erhöhte Verantwortlichkeit. Handlungsbedarf gibt es vor allem aufgrund des weiter voranschreitenden Lebensraumverlustes für den europäischen Bieber, die Haselmaus, den großen Abendsegler, den Westigel und noch viele weitere.
Im übrigen wird der Mensch in der Gesamtartenliste der Säugetiere ebenfalls genannt, aber nicht bewertet:
„Andererseits sind die Bestandsveränderungen aller heimischen Arten eine direkte oder indirekte Folge der teilweise massiven Eingriffe des Menschen in die Lebensgemeinschaften. Vor diesem Hintergrund erschiene es nicht angemessen, wenn der Mensch als der größte Verursacher von Bestandsrückgängen sich selbst auf der Seite der (potenziell) Betroffenen einreihen würde. Der Mensch gehört deshalb zwar in die Gesamtartenliste, wird aber hinsichtlich der Rote-Liste-Kriterien nicht bewertet.“
(Redaktion Rote-Liste-Zentrum, 2020, https://www.rote-liste-zentrum.de/files/NaBiV_170_2_1_RL_Saeugetiere_2020_20210421-0804.pdf)
Auszug der auf der roten Liste geführten Säugetierarten:
Unter den 10 deutschlandweit als “ausgestorben oder verschollen” markierten Säugetieren stehen beispielsweise die Langflügelfledermaus, der Ostigel und auch der Braunbär. Von den 30 als bestandsgefährdeten Taxa, sind bereits drei Fledermausarten, sowie Feldhamster und Luchs als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft. Der Steinbock, der Weißschnauzendelfin und vier Nagetiere, worunter die Alpenwaldmaus zählt, gelten als „extrem selten“.
Der Igel auf der Roten Liste
In der Roten Liste wurden 2020 zwei Igelarten in Tabelle 3 der Gesamtartenliste folgendermaßen eingeordnet:
Ostigel (nördlicher Weißbrustigel, Erinaceus roumanicus Barett-Hamilton 1900)
RL | Ausgestorben oder verschollen in der Rote Liste Kategorie |
V | Allgemeine Verantwortlichkeit Deutschlands |
Kriterien | Ausgestorben oder verschollen |
RL 09 | Ausgestorben oder verschollen |
Kat.änd. | Kategorie unverändert |
Westigel (Braunbrustigel, Erinaceus europaeus Linné 1758)
RL | Vorwarnliste |
V | Allgemeine Verantwortlichkeit Deutschlands |
Kriterien | Aktuelle Bestandssituation: h, langfristiger Bestandstrend: (<), kurzfristiger Bestandstrend: ↓, Risiko/stabile Teilbestände: – |
Risiko | Verstärkte direkte und indirekte Einwirkungen: D, I |
Kat.änd. | Geändert von nicht etabliert: –, zu reale Veränderungen der Gefährdungssituation und Kenntniszuwachs: R, K |
Somit lässt sich aus der Tabelle herauslesen, dass der bei uns heimische Braunbrustigel ein häufiges Vorkommen hat, auf langfristige Sicht sein Rückgang im Ausmaß unbekannt und kurzfristig gesehen eine mäßige Abnahme zu erwarten ist. Aufgrund der vorhandenen und wirksamen Risikofaktoren wie unter anderem der modernen Mähroboter, sind aber direkte und indirekte Einwirkungen vorhanden. Diese sind auch bekannt, weswegen die Kategorienänderung des Braunbrustigels mit der Begründung “Reale Veränderungen der Gefährdungssituation” und “Kenntniszuwachs” vorgenommen wurde. Deutschland trägt für den Braunbrustigel eine allgemeine Verantwortlichkeit.
Synopse der Bundesländer:
- V (Vorwarnliste): Bayern, Schleswig-Holstein, Thüringen
- 3 (Gefährdet): Sachsen-Anhalt
- * (Ungefährdet): Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Sachsen
- X (siehe unten*): Brandenburg, Berlin, Baden-Württemberg, Hessen, Saarland, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz
* In den genannten Bundesländern ist der Igel etabliert gewesen und wurde eingeschätzt. Allerdings wurde die Rote Liste hier seit Jahren, oder auch Jahrzehnte nicht weiter aktualisiert. Aus diesem Grund wurde ein X gesetzt, um das Gesamtbild nicht zu verzerren, da die Daten der jeweiligen Bundesländer bereits älter als 15 Jahre sind.
Kommentarauszug:
Westigel (Erinaceus europaeus) – Gef.: Der Westigel war früher überall zahlreich vertreten. Langzeitzählungen überfahrener Igel in Bayern über einen Zeitraum von fast 40 Jahren (Reichholf 2015, LBV 2018) zeigen einen stetigen Rückgang der Funde auf etwa ein Fünftel der 1976 vorhandenen Bestände. Ob diese Entwicklung für das ganze Bundesgebiet gilt, ist nicht gesichert, weil vergleichbare Zählungen nicht vorliegen. Gelegenheitsbeobachtungen in Nordrhein-Westfalen deuten ebenfalls auf einen Rückgang des Westigels. Durch den zunehmenden Einsatz von Mährobotern werden Igel häufiger verletzt (LBV o.D.).
https://www.rote-liste-zentrum.de/files/Publikation_RL%20Saeugetiere_%202020_barrierefrei.pdf
Quelle:
https://www.rote-liste-zentrum.de/files/Publikation_RL%20Saeugetiere_%202020_barrierefrei.pdf