Igel – Entstehung und Geschichte
Zuerst ist der Igel, genauer gesagt der Braunbrustigel (Westigel), Wildtier des Jahres 2024 und nun gilt er seit Oktober 2024 als bedrohte Art. Die direkten und indirekten Einwirkungen bezüglich seines aktuellen Standes sind bekannt. Aber wie entstand der Igel und welche Geschichte hatte er vor der neuen Zeit?
Entstehung:
Nachdem vor ca. 3500 Millionen Jahren die ersten Organismen ohne Zellkern, also Bakterien entstanden, entwickelten sich hieraus zur Perm-Zeit (vor 280 – 220 Millionen Jahren) die ersten Stämme aus welchen später wiederum die Säugetiere entstanden. Die ersten mausgroßen Säugetiere lebten vor ca. 220 bis 190 Millionen Jahren (Zeit Trias). Nach dem Aussterben der Dinosaurier zum Ende der Kreidezeit, bildeten sich die Urformen der Insektenfresser – die Lipothyphla. Hierzu zählen auch die Erinaceomorpha, also die Igelartigen, aus welchen sich die Stammformen der Erinaceiden, die Vorfahren der Haar- und Stacheligel, bildeten.
Zur Zeit Oligozän (vor ca. 35. Mio. Jahren) lebten die ältesten Stacheligel, aus welchen die Arten Brachyerix und Metechinus ergaben.
Die Rattenigel starben vor ca. 15 Millionen Jahren in Afrika und die Stacheligel in Amerika aus. Hiernach traten die ersten “modernen Stacheligel” (Erinaceus) auf, welche sich dank ihrer Anpassungsfähigkeit im Aussehen kaum veränderten, was bei heimischen Säugetieren einzigartig ist.
Geschichte:
In der Antike wurden Igel als Haustiere für die Mäusejagd gehalten.
Während des Mittelalters wurde der Igel dem Teufel gleichsetzt, da durch Physiologus der Mythos entstand, Igel würden auf Rebstöcke klettern und die gepflückten Trauben zu Boden werfen, um sie dann, durch die Stacheln transportiert, in ihren Bau zu tragen. Der Weinberg stand für den Garten des Herrn und war somit der Ort des Glaubens.
Aber auch volksmedizinisch hatte es der Igel in diesem Zeitalter nicht leicht. So schrieb Konrad v. Megenberg: “Der asch der gebrant wird von ainem igel und gemischt mit zerlazen pech oder harz, bringt ir har wider auf den haupt.” So wurden Körperteile des Igels medizinisch unter anderem für folgende Leiden genutzt:
- Igelfett zur Einreibung gichtkranker Glieder
- Igelfleisch zur Stärkung des Magens
- und laut “Kochbuch des Meister Eberhard” war der Igel gut für “ausseczigenn menschenn”, also Leprakranke
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Als Mahlzeit wurde der Igel gebraten und gefüllt auf den Tisch gebracht. Wollte er sich zum Kochen nicht ausrollen, empfiehlt ein französisches Kochbuch aus dem 14. Jahrhundert, den Igel in kochendes Wasser zu legen: er strecke sich dann.
Trotz all der Bejagung und des Aberglaubens war der Igel in dieser Zeit nicht vom Aussterben bedroht.
In der heutigen Zeit kämpfen viele Wildtierschützer um sein Überleben, denn durch das Setzen von nichtheimischen Pflanzen, das Versiegeln von Flächen und den Ordnungsdrang von uns Menschen in den Gärten, sind nur noch sehr wenige Insekten vorzufinden, welche wiederum Nahrung für das Wildtier 2024 – den Igel – bieten. Aber auch der Einsatz von elektrischen Gartengeräte wie Mähroboter, Fadentrimmer und der gleichen, erschweren den Igeln das Überleben und den Kampf der Wildtierschützer. Verletzte bis schwer verletzte Igel sind das Resultat. Oft kommt die Hilfe zu spät; Oft sind es Igelmütter, dessen Jungen aufgefunden und ohne Mutter aufgezogen, gepflegt und später so artgerecht wie nur möglich ausgewildert werden müssen.
Der Igel hat Jahrmillionen ohne den Menschen überlebt.
Heute ist es der Mensch, der ihm sein Leben so schwer wie nur möglich macht.
Helfen wir ihm, indem wir ihm wieder ein Stück seines Lebensraumes; seiner Lebensfreude zurück geben und gestalten wir unsere Gärten, Flächen und Parks insekten- und somit igelfreundlich.