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Igel – Erste Hilfe, aber wie?

Warum braucht der Igel unsere Hilfe?

Den Igel gibt es schon seit vielen Millionen Jahren – also eigentlich eine Erfolgsgeschichte!
Er ist ein nachtaktiver Insektenfresser, der sich bei Gefahr komplett einrollt und seine Stacheln aufstellt. Im Winterhalbjahr, wenn es keine Nahrung für ihn gibt, macht er einfach Winterschlaf. Leider haben sich die Bedingungen für den Igel inzwischen sehr verschlechtert. Klimawandel, Insektenschwund, aufgeräumte und abgeschottete Gärten ohne Durchschlupfe, Straßenverkehr, der unachtsame Umgang mit Mährobotern und Tellersensen, der Einsatz von Gift, fehlende Schlafplätze und das fehlende Nistmaterial hierfür machen ihm das Leben schwer. So schwer, dass der Igel inzwischen zu den gefährdeten Tierarten gehört und akut vom Aussterben bedroht ist. Bis auf die Knochen abgemagerte, kranke und verletzte Igel gehören für die Igelhilfen deutschlandweit inzwischen das ganze Jahr hindurch zur traurigen Tagesordnung.

Hilfebedürftige Igel

Wenn Sie im Garten ganzjährig zufüttern, erweisen Sie dem Igel und dem Erhalt seiner Art bereits einen großen Dienst. Gut genährte Igel haben ein besseres Immunsystem und sind widerstandsfähiger gegenüber Krankheiten. Oft sind jedoch leider Innenparasiten die Ursache allen Übels – die unbehandelt über kurz oder lang zum Tod führen können. Einen hilfsbedürftigen Igel erkennen Sie u.a. an folgenden Anzeichen:

Hungerknick und birnenförmig
  • Der Igel ist tagaktiv (Bewegung bei angehender Dämmerung ist in Ordnung)
  • wirkt mager, das Stachelkleid schlottert/hängt, sogenannter Hungerknick im Nacken
  • hat sichtbare Verletzungen oder gar schon Besatz mit Fliegeneiern (absoluter Notfall!)
  • trockene Nase und/oder verklebte, vereiterte, eingefallene, schlitzförmige oder geschlossene Augen
  • schwache Reflexe, rollt sich bei Berührung nicht ein
  • starker Befall mit Außenparasiten (Zecken, Flöhe)
  • Stachelverlust/kahle Stellen, Milbenkrusten (weise Flecken an der Haut des Stachelkleids)
  • fühlt sich kalt an (Bauchseite)
  • hörbare Atemgeräusche wie Röcheln oder Husten, weißer Schaum aus der Nase
  • wirkt apathisch, torkelnder Gang
  • Durchfall, grasgrüner Kot, Igel läuft hochbeinig
  • Zahnprobleme, Schwierigkeiten beim Fressen.

Bitte schauen Sie nicht weg. Ihr beherztes Eingreifen kann Leben retten und ist notwendig, um die sich auf der Vorwarnliste der Rote Liste befindlichen Igel zu schützen und ihnen vielleicht die Chance zu geben, von der Vorwarnliste wieder heruntergestuft zu werden.

Erste-Hilfe-Maßnahmen

Die Entscheidung, ob ein Igel Hilfe braucht, ist für den Laien nicht immer einfach zu treffen. Auch muss bedacht werden, dass es sich bei einem Weibchen um ein Muttertier handeln könnte und irgendwo hilflose Welpen auf ihre Mama warten. Andererseits hat ein kranker Igel nur eine Chance, wenn wir eingreifen. Am besten sichern Sie einen Igel, indem Sie aus einiger Entfernung ein Handtuch über ihn werfen und ihn dann mitsamt dem Handtuch vorsichtig hochheben. Tragen Sie dabei feste Gartenhandschuhe. Gehen Sie danach folgendermaßen vor:

  1. Igel auf Verletzungen und Fliegeneier kontrollieren. Fliegeneier müssen SOFORT abgebürstet werden, z.B. mit einem sauberen Mascarabürstchen oder einem Flohkamm. Dies ist ein absoluter Notfall!!
  2. Geschlecht bestimmen. Dazu Igel auf eine Glasplatte oder in eine gläserne Auflaufform setzen, warten bis er sich aufrollt und von unten schauen, ob sich mittig am Bauch ein kleines Knöpfchen befindet. Das wäre dann ein Männchen – das Knöpfchen beim Weibchen befindet sich weiter unten Richtung After.
  3. Igel wiegen und prüfen, ob sich das Bäuchlein warm anfühlt. Den Igel am besten auf dem Rücken in eine Schüssel legen, so bleibt er eine Weile eingerollt. Die Schüssel kann zudem im Nachgang mit heißem Wasser gespült werden.
  4. Eine Box mit hohem Rand (mindestens ca. 40 – 50cm, Igel können sehr gut klettern!) oder die Badewanne mit alten Handtüchern und Zeitung auspolstern und Igel hineinsetzen. Ein Handtuch ohne Schlaufe zum Verstecken dazugeben. Das Entfernen der Schlafen/Etiketten ist aufgrund von Verletzungsgefahren des Igels sehr wichtig. Als Wärmequelle eine Plastikflasche mit warmem Wasser füllen und dazulegen. Anschließend den Igel fliegensicher bei Zimmertemperatur (22 Grad) unterbringen.
  5. Nur wenn der Bauch warm ist, Wasser und WENIG (1 EL) Katzenfutter ohne Soße und Gelee anbieten. Dem Igel bitte nichts einflößen und die Gefahr des Refeeding Syndroms beachten!
  6. Falls vorhanden, ein Fliegennetz über die Box spannen. Alternativ doppelseitiges Klebeband an den oberen inneren Rand der Box kleben.
  7. So schnell wie möglich eine Igelhilfe kontaktieren, damit zeitnah eine Prophylaxe gegen den tödlichen Darmsaugwurm verabreicht werden kann. Tierärzte sind oft nicht igelkundig. KEIN SPOT-ON GEGEN FLÖHE UND KEIN FLOHSPRAY!!! Das ist tödlich für den Igel.
  8. Kotprobe von 3 Tagen sammeln und einer Igelhilfe zur Analyse geben. Danach kann gezielt behandelt werden.

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