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Vögel – Stadttaube (Columbia livia domestica)

Lange Zeit lebten Mensch und Taube im Einklang. Heute löst das einstige Symbol für Reinheit und Liebe sowie Frieden bei vielen Menschen sogar Ekel aus. Woher rührt das schlechte Image der Stadttauben?

Entstehung der Stadttaube

Stadttauben sind die Nachkommen der Haustaube, einem Haustier, das der Mensch vor Jahrtausenden aus der Felsentaube gezüchtet hat.
Die Felsentaube (Columbia livia) ist in Europa, Nordafrika und Südwestasien zuhause. Ursprünglich lebten die Vorfahren an zerklüfteten Felsenküsten . Dort bilden sie große Brutkolonien und ziehen von hier in Schwärmen in die offenen Brachlandschaften, wo sie ihre Nahrung, Sämereien und Körner suchen. Die Futtersuche im Schwarm gibt dem einzelnen Tier Sicherheit und Schutz vor den Hauptfeinden der Taube, den Greifvögeln. Felsentauben sind sehr ortstreu und leben in fester langjähriger Paarbindung.
Die Brieftaube wiederum stammt von der Felsentaube ab, aus diesem Grund brüten sie fast immer an Hausvorsprüngen und entsprechenden Stellen.

Tauben sind monogam, diese Eigenschaft immer zu ihrem Partner bzw. Partnerin und den Küken zurückzukommen, wurde früher eingesetzt, um Nachrichten zu übermitteln. Heutzutage wird diese Eigenschaft immer noch ausgenutzt und im Brieftaubensport missbraucht. Tauben, die es nicht schaffen die riesigen Entfernungen zu bewältigen, um zurück zu der Familie zu kommen, verenden. Sie verhungern, verdursten, oder fallen ihren natürlichen Feinden zum Opfer. Wenn sie etwas „Glück“ haben, stranden sie in unseren Städten und schließen sich den schon ansässigen Taubenschwärmen an. Diese Schwärme entstanden beispielsweise aus aufgegebenen oder vernachlässigten Taubenschlägen die im sogenannten Taubensport nicht den Anforderungen genügten. Sie sind der Ursprung der Stadttaubenpopulationen. Sie schlossen sich zu Schwärmen zusammen und blieben in der Nähe des Menschen. Auch viele ausgesetzte Rassetauben oder Hochzeitstauben schlossen sich den Stadttauben an, wodurch es mittlerweile Stadttauben in vielen bunten Farben und nicht mehr nur in grau gibt. So sehen sie zwar ähnlich wie ihre gefiederten, wilden Artgenossen aus, doch sind Stadttauben keine Wildtiere. Stadttauben müssen von Wildtauben unterschieden werden, denn der baumbrütende Wildvogel ist größer und wesentlich scheuer. Die Stadttaube hingegen ist kein Wildvogel, sondern ein verwildertes Haustier und somit mit einer streunenden Katze oder Hund vergleichbar.

Die Zucht von Tauben als Nutztiere hat für den Menschen eine große Bedeutung. Ob als Ei-, Fleisch- und Feder- oder Dunglieferant, als Übermittler von wichtigen Botschaften im zweiten Weltkrieg oder als Sportgerät bei Brieftaubenreisen. Damals wie heute hatte die Taube eine Bedeutung für den Menschen. Sie wurden für ihre Zwecke weiter gekreuzt und gezüchtet, wodurch die Abhängigkeit vom Menschen geschaffen wurde. Tauben gelten somit als erster domestizierter Vogel.

Das „Problem“ Stadttaube ist somit menschengemacht. Obwohl die Taube beim Christentum und bei anderen Religionen als Symbol für Frieden, Liebe und Freiheit stehen soll, wird sie von den Menschen verjagt, gehasst und missbraucht, weil sie angeblich Krankheiten überträgt und schmutzig ist. Tauben übertragen aber nicht mehr Krankheiten als andere Haustiere. Die Stadttaube ist nichts anderes ein verwildertes Haustier, also ist es eigentlich die Pflicht, der Gemeinden und Kommunen sich um die Stadttauben in Form von z.B. Taubenhäusern nach dem Augsburger Modell zu kümmern. Dort können die Tiere mit artgerechtem Futter versorgt werden und durch Austauschen der Eier (z.B. durch Plastikeier) die Population verringert werden. Kranke Tauben, könnten medizinisch versorgt werden.

Leider verliert die Taube in der heutigen Gesellschaft immer mehr an positiven Symbolcharakter und wird umgangssprachlich als “Ratte der Lüfte” bezeichnet. Die gesundheitliche Gefährdung durch Tauben ist nicht größer als die durch andere Zier- und Wildvögel oder Haustiere.

Taubenvermehrung

Tauben wurde in der jahrhundertlangen Zucht des Menschen ein Brutzwang angezüchtet, weswegen die Taube ca. alle vier Wochen im Regelfall 2 Eier legen muss. Für die Brut sind die Umstände wie beispielsweise das vorhanden sein von Nahrung, Sommer- oder Winterzeit oder auch der (un-)geeignete Platz für die Brut egal. Das sind doppelt so viel Bruten wie bei Wildtauben. Nach der Eiablage dauert die Brutzeit ca 18 -21 Tage. Die geschlüpften Küken werden im Nachgang bis zu ca. einem Monat von den Eltern versorgt bis sie selbst auf Partnersuche gehen können. Die ersten sieben bis zehn Tage bekommen Küken von den Eltern die sogenannte Kropfmilch, welche für den schnellen Wachstum sorgt.

Eigenschaften der Taube

Sie sind sehr reinlich und baden bei jeder sich gegebenen Möglichkeit (auch im Winter). Beim Brüten und der Versorgung ihrer Küken teilen sie sich die Arbeit und wechseln sich dabei ab. Die Taubenmännchen verteidigen ihre Partnerin und die Brut gegenüber anderen Täubern. Sie „schnäbeln“ miteinander und putzen sich gegenseitig. So reagieren sie auch gegenüber dem Menschen, der sie mag und sie versorgt z.B. mit gurren, schnäbeln und schmusen. Mögen sie jemanden nicht, schlagen sie kräftig mit den Flügeln und machen sich groß – manchmal kann man auch „Knack“-Geräusche hören. Wenn ein Partner stirbt, kann es vorkommen, dass der zurückgebliebene trauert und sogar kaum noch Essen zu sich nimmt. Diese intelligenten Tiere werden als „dumm“ hingestellt, obwohl sie z.B. Menschen an ihrem Aussehen oder der Stimme erkennen. Ebenso das Auto des entsprechenden Menschen.

Wann hilfebedürftig?

Wenn eine Taube aufgeplustert auf dem Boden sitzt und nicht wegfliegt, wenn man sich ihr nähert, braucht sie definitiv Hilfe und sollte gesichert werden. Eine verletzte Taube sollte nur zu einem vogelkundigen Tierarzt oder zu entsprechende Stellen (Tierhilfe, Taubenhilfe usw.) gebracht werden.


Dieser Artikel hat seinen Ursprung bei Belinda und Dirk Huber in Zusammenarbeit mit Tanja Schäfer. 

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